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Vorderösterreich

Im Detail

Unter Vorderösterreich versteht man kein geographisch geschlossenes Staatsgebiet, sondern ein staatsähnliches Gebilde, das aus großem Streubesitz bestand. Vorderösterreich lag im alemannisch-schwäbischen Raum, gehörte jedoch nicht zu Schwaben, sondern zu Österreich.

Vorderösterreich wurde von den Habsburgern gegründet. Ihr Ziel war es, das mit dem Aussterben der Staufer untergegangene Herzogtum Schwaben zu erneuern. Da von den Gütern und Rechten des alten staufischen Herzogtums nicht mehr viel übrig war, versuchten sie nach 1283 durch eine zielstrebige Erwerbspolitik auch in den schwäbischen Kernlandschaften an Donau und Neckar heimisch zu werden.Seit 1282 wurde der Sohn König Rudolfs I., Rudolf der Jüngere, öfter als "Dux sueviae" bezeichnet. Er beanspruchte damit die Stellung des Herzogs von Schwaben. Zur verleihung des Herzogtums kam es aber nie. Von den Gütern und Rechten des alten staufischen Herzogtums war nicht mehr genug vorhanden, um daraus eine Grundlage für eine neue Herzogsgewalt zu schaffen.

Die schwäbische Dynastenhäuser, insbesondere die Grafen von Württemberg, sahen ihre Machtstellung durch die Habsburger bedroht und widersetzten sich. Zwischen 1285 und 1287 kam es zum allgemeinen Kriegszustand in Schwaben. Der anschließende Friede war ein Kompromiss, der die Grafengewalten anerkannte und die Errichtung eines Herzogtums unmöglich machte. Um ihre Machtposition zu stärken, setzten die Habsburger ihre Erwerbspolitik jedoch fort. Wenn sie schon keine neue Herzogsgewalt errichten konnten, dann kauften sie von nun an die Dynastien einfach auf. Dies war der Grundstein für die Entstehung des habsburgischen Besitzes in den Vorlanden.

Das als Vorderösterreich bezeichnete Gebiet war im frühen Mittelalter Bestandteil des Herzogtums Schwaben beziehungsweise Alemanniens. Seit dem 11. Jahnhundert gelang es den Habsburgern, im südwestdeutschen Raum Fuß zu fassen, zunächst als Landgrafschaft im oberen Elsaß und im Sudgau, dann als Inhaber der Grafschaften im Aargau, Zürichgau und Thurgau. Das Erlöschen der schwäbischen Herzogsgewalt mit dem Aussterben der Staufer hat den Erwerb der inzwischen reichsunmittelbar gewordenen Landschaften begünstigt. Die Bezeichnung "Vorderösterreich" bürgerte sich im 16. Jahrhundert ein, nachdem die Habsburger die österreichischen Lande zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert des öfteren untereinander aufgeteilt hatten und sich so immer deutlicher ein Vorderösterreich und ein Innerösterreich heraus kristallisierte.

In den Landgrafschaften und Grafschaften übten deren Inhaber aus dem Hause Habsburg die hohe und vielfach auch niedere Gerichtsbarkeit aus. Die Verwaltungen waren der vorderösterreichischen Regierung in Innsbruck unterstellt.Mit der theresianischen Reform (1752) wurde die Abhängigkeit von Innsbruck gelöst. Die gesamten Vorlande wurden von Konstanz (Verwaltungsangelegenheiten) und Freiburg (Justiz und Lehensangelehenheiten) aus regiert. 1759/63 wurden beide Oberbehörden zur "Vorderösterreichischen Regierung" vereinigt. Im "Frieden von Preßburg" (1805) musssten die österreichischen Vorlande an die von Napoleon neu gegründeten deutschen Mittelstaaten abgetreten werden.

Matthias Schleinitz