Geschichtliches zur Entstehung des Stadtfestes
Der Schwaben- und Schweizerkrieg 1499
1488 Gründung des Schwäbischen Bundes
Am 14. Februar 1488 wurde in Esslingen der Schwäbische Bund durch den schwäbischen Adel gegründet. Er sollte der Landfriedenseinung dienen und war gegen die ausgreifende Territorialpolitik der bayrischen Herzöge gerichtet. Nach und nach traten die meisten Reichsstädte Oberschwabens bei, Graf Eberhard von Württemberg, der Herzog Sigmund von Österreich sowie 1490 König Maximilian, notgedrungen auch die Franken und Bayern. Auch von den Eidgenossen wurde dieser Schritt erwartet, doch diese verweigerten ihn. Am 3. November 1498 schließt sich Konstanz schweren Herzens, aber als vollwertiges Mitglied dem Schwäbischen Bund an. Von den Habsburgern wurde der Schwäbische Bund mehr und mehr zur Verwirklichung ihrer Idee der Neuorganisation des Reiches (Reichsreform) gebraucht.
1495 Reichstag zu Worms
Die Reichsreform soll mit dem von König Maximilian einberufenen Reichstag zu Worms eingeleitet werden. Reformziele sind:
- ewiger Landfrieden,
- Bildung eines obersten Reichsgerichts,
- Einführung einer Reichssteuer,
- Bildung einer Reichsregierung - Reichsregiment.
Die Eidgenossen, die zum Deutschen Reich gehören, erscheinen bis auf die Stadt Bern nicht in Worms.
Der Konflikt
"Der Krieg wie der Friede von 1499 haben mit dem Deutschen Reich nichts zu tun. Im Bodenseeraum stehen sich zwei Ordnungsmodelle gegenüber: das bäuerlich-genossenschaftliche der Eidgenossen und ein aristokratisch-herrschaftliches im Schwäbischen Bund, dessen sich Maximilian als Landesherr bedient ..." aus: Worum ging es im Schwabenkrieg? Von Thomas Maissen
"Ein Anhänger der Habsburger, der Zürcher Chorherr Felix Hemmerli, entwarf einen Dialog «De nobilitate et rusticitate», in dem die Schweizer ausführlich als bäuerische Rebellen gegen die naturgegebene Adelsherrschaft verunglimpft werden. Als Reaktion entwickeln die Schweizer das Idealbild des tapferen und selbstbewussten Bauern, dessen Tugendadel über den hochfahrenden Geblütsadel triumphiert. Dieses Deutungsmuster übernehmen die städtischen Eliten in der Schweiz nicht nur, sie sind bei dessen Formulierung sogar führend - wer ein «Bauer» ist, weiss sich sicher vor den unruhigen Jungmannschaften der Landschaften, die sich dafür schadlos halten bei den an sich ähnlichen, aber als «adlig» beschimpften Städten im habsburgischen Einflussbereich. Umgekehrt ist die identifikationsstiftende Verherrlichung Schwabens beim ritterlichen Kleinadel populär, dessen Einkünfte durch Schweizer Raubzüge geschmälert werden - die ideologischen Fronten sind schon lange vor 1499 bezogen." Thomas Maissen
Auf der Internetseite "historicum.net" finden sich weitere Darstellungen zum Schwabenkrieg, unter anderem die sehr ausführliche Historie des Kriegsverlaufs von Sigmund Riezler: Die Grafen von Fürstenberg im Schweizerkriege 1499 (1883). Auch im Stadtarchiv Schaffhausen ist eine umfangreiche Aufarbeitung zu finden. 1999 war die Wanderausstellung des FORUMS 1499, der Arbeitsgemeinschaft von Historikern aus fünf Ländern zur Würdigung der Ereignisse von 1499, in Stockach während des "Schweizer Feiertages" zu Gast.
Schwabenkrieg (Eidgenossen) - Schweizerkrieg (nördlich des Rheins) - Tirolerkrieg (Graubünden) - Engedeinerkrieg (Esch)
"Der Schwabenkrieg spielt sich als eine Reihe von Schlachten und blutigen Plünderungen am Rhein ab, unter denen vor allem die ländliche Bevölkerung leidet. Im Februar 1499, bis zur Schlacht beim Hard, setzen sich die Eidgenossen im Rheintal vom Luziensteig bis zum Bodensee durch; im Frühling folgen Raubzüge in den Hegau und Klettgau sowie die Siege auf dem Bruderholz bei Basel (22. März), in Schwaderloh bei Konstanz (11. April) und im vorarlbergischen Frastanz (20. April). Am 28. April greift Maximilian ein, nachdem er die Reichsacht gegen die Eidgenossen verhängt hat, ohne dass ihm dies nennenswerte Unterstützung bei den Reichsständen eingebracht hätte. Obwohl der Kampf zu Propagandazwecken formal als Reichskrieg geführt wird, unterliegen die Habsburger am Ausgang des Münstertals, an der Calven, den Bündnern unter dem sagenhaften Benedikt Fontana (22. Mai), und bei Dornach erringen die Solothurner und heranrückende eidgenössische Hilfstruppen am 22. Juli 1499 den entscheidenden Sieg über das hochmütige Ritterheer." Thomas Maissen
Die Eidgenossen vor Stockach
Vor Pfingsten, zu Ende Mai 1499, sammelte sich der 3 Hegauzug der Eidgenossen in Schaffhausen und Stein, um nochmals in den Hegau einzufallen. Zuerst wurde die Stadt Stockach belagert, die aber durch den Markgrafen von Baden energisch verteidigt wurde; auch das nahegelegene Schloss Nellenburg konnte nicht eingenommen werden. «Da erfolgte am 21. Mai ein dritter Vorstoß der in Stein, Diessenhofen und Schaffhausen gesammelten eigenössischen Truppen in den Hegau und Tags darauf erging der Aufruf der Bundesräte zu rascher Ergänzung des Bundesheeres, das nach ihrem Beschlusse am 25. bei Tuttlingen im Felde stehen sollte. Der Feind, dessen Stärke auf 8- 10 000 Mann angegeben wird, lagerte sich diesmal vor Stockach und der Nellenburg. In der Stadt befehligte Markgraf Christoph von Baden, in der Burg Schenk Christoph von Limburg. Nach dem Falle von Thiengen, Stühlingen, Küssaberg, Blumenfeld und so vielen kleineren Burgen konnte man auch Stockach nur Unheil prophezeien; doch dem glücklichen und raschen Zusammenwirken der beiden Brüder von Fürstenberg verdankte die Stadt ihre Rettung.
Graf Wolfgang hatte auf die erste Nachricht von der Gefahr in seinen eigenen Herrschaften im Kinzigthale und vor dem Wald den Landsturm aufgeboten und auf dies zog im Fürstenbergischen aus, "was nur machtbar war und Stab und Stange zu tragen vermochte". Die wirtemberische Regierung stellte nochmal ihre ganze Macht zur Verfügung; die pfälzischen Truppen und Markgraf Friedrich von Brandenburg in eigener Person rückten heran. Und da nun zugleich vom Sundgau aus Graf Heinrich, begünstigt durch den zeitweiligen Abzug des Feindes, der ihm gegenüberstand, 3000 Fußgänger und 1000 Reiter eiligst in der Richtung gegen Stockach heranführte 1), hoffte man 15 000 Mann zu Fuß, 3 000 zu Roß zum Entsatze zu versammeln. Den Eidgenossen aber ward der Plan der Deutschen durch einen Gefangenen, den die Schaffhauser machten, verraten 2) und gegenüber den von zwei Seiten nahenden Streitkräften fanden sie für gut, das Feld zu räumen.
Schon am 28. Mai brachen sie ihr Lager vor Stockach ab, zum Bedauern vieler Deutschen, die diesmal sicher auf Sieg rechneten. Auf ihrem Rückzuge nach Stein wurden sie eine Strecke weit vom Reichsheere verfolgt, wobei sich ein Edler von Rechberg auszeichnete. Als aber die Nachhut der Fliehenden bei Rielafingen gegen die Verfolger Kehrt machte, soll es doch wieder zu einem für die Deutschen wenig ehrenvollen Auftritt gekommen sein. Pirkheimer erzählt, die fränkischen Speerreiter seien dem Angriffe auf den Feind ausgewichen und hätten dafür von dem durch eine Geschützkugel schwer am Arme verwundeten 3) schwäbischen Feldhauptmanne viele bittere Schimpfworte zu hören bekommen.
Am 31. Mai kam Graf Wolfgang nach Hüfingen zurück, mit 800 Knechten, 500 Rossen und 11 Geschützen, befahl aber noch am gleichen Tage allen in Hüfingen und Bräunlingen liegenden Hauptleuten, wieder mit ihm nach Engen zu ziehen.Mittlerweile war sein Bruder mit einem Teile der Truppen, die er im Altkircher Lager versammelt hatte, mit 600 Pferden und 1500 Mann zu Fuß, am 27. aus Altkirch aufgebrochen und in vier Tagemärschen über Jettingen, Brattelen und Säckingen bis Waldshut gerückt. Während er am 31. Morgens von dort das Wutachthal hinauf gegen Fützen weiter zog, um sich mit Wolfgang zu vereinigen, der ihn schon am 30. in Hüfingen erwartet hatte, erhielt er die Nachricht vom Abzuge des Feindes vor Stockach, was ihn zunächst zur Rückehr nach Waldshut bestimmte. Inmitten widersprechender Warnungen, Ratschläge und Wünsche, die ihm von Seiten des Königs und der im Lager zu Altkirch gebliebenen Hauptleute zugingen, rückte er dann nach Rheinfelden, um dort zu erkunden, was der Feind vornehmen wolle, am 4. Juni aber in das Altkircher Lager zurück.» 4)
Fußnoten:
1) Ein Schreiben Heinrichs vom 25. Mai aus Altkirch kündet dem Statthalter und den Räten zu Freiburg seine Absicht an, mit den freien Knechten, der Mannschaft der Städte Straßburg, Kolmar, Schlettstadt und 500 Pferden von der Garde "hinaufzuziehen." Am 27. teilt er denselben seine beabsichtigte Marschroute mit und meldet, daß die Hauptleute und die Ritterschaft, da sie kein Geld erhalten, ungeduldig werden.
2) Schreiben v. 26. Mai bei Roth v. Schreckenstein
3) Also nicht dem Grafen Wolfgang; denn dieser erscheint in den nächsten Tagen in eine Thätigkeit, welche nicht an seine Verwunderung glauben läßt. - Das Scharmützel, worüber Emershofen am 30. Mai u. 1. Juni berichtet (Klüpfel, I, 340, 342) und das er in ein Thal zu Randeck verlegt, ist wohl eben das von Pirkheimer erwähnte. Emershofen berichtet, daß in demselben Kaspar von Randeck erschossen, Wilhelm von Rechberg, Wilhelm Herter, die Wolfsteiner, Künsberg, Adam von Freundsberg, Hans von Hürnheim verwundet wurden.
4) Schreiben Heinrichs vom 27., 31. Mai, 1., 3. Juni; Archiv Innsbruck. Die Angaben des Freiburger Hauptmanns Lup (U.B. IV, S. 259) und Hans Ungelters [441] (Klüpfel, I, 338, 341, 344) werden hierdurch zum Teil berichtigt. - Es bedarf wohl keines eingehenden Verweises, daß die Ortsangaben in dem Rechnungsbuche des Grafen Heinrich (U.B. IV, S. 240 fgd.) nicht den jeweiligen Aufenthalt des Feldherrn, sondern den seines Zahlmeisters bezeichnen und daß dieser mit jenem des Grafen wohl meistens, aber nicht immer und insbesondere nicht während des Gewaltmarsches zum Entsatze auf Stockach, auch nicht während des Vorstoßes gegen den Hauenstein (11. - 13. Juni) zusammenfiel. »aus: Sigmund Riezler: Die Grafen von Fürstenberg im Schweizerkriege 1499 (1883)
Der Basler Frieden 1499
Im Sommer 1499 hatten die militärisch viel erfahreneren Schweizer an allen Fronten gesiegt, in der Basler Gegend, am Bodensee, in Vorarlberg, in Südtirol. Der Basler Frieden beendete den Schwabenkrieg zwischen Kaiser Maximilian I (Schwäbischer Bund)und den sich der Reichsreform widersetzenden Eidgenossen. Sie zahlten weiterhin keine Steuern, unterlagen nicht dem Reichsgericht. Die Eidgenossen blieben noch bis zum Ende des Westfälischen Friedens Mitglieder des Reiches. Die Eidgenossenschaft war als selbständiger Staatsverband anerkannt, als eigenes Staatswesen, das ohne rechtliche Bindung zum Reich sich künftig nach eigenen Gesetzen und eigenen Gesichtspunkten entwickeln sollte. Auch wenn im ganzen 16. und 17. Jahrhundert immer wieder von der Schweiz als einem Glied des Reiches gesprochen wurde, so war die tatsächliche Lösung mit dem Basler Frieden vom 22. September 1499 erfolgt.