Infoboxen Stadtmuseum
Die Stadtwerke Stockach seit der Jahrtausendwende
Im Jahr 2000 wurde der städtische Eigenbetrieb in die Stadtwerke Stockach GmbH umgewandelt. Hauptgesellschafter ist die Stadt Stockach mit 74,9 %. Die EnBW halten 25,1 %. Anlässlich der Ausgliederung übernahmen die Stadtwerke die Betreuung von rund 5.000 Kunden in den Stockacher Ortsteilen von der EnBW. In den Folgejahren engagieren sich die Stadtwerke besonders im Bereich erneuerbare Energien. Von 2001 bis 2011 betreiben sie das historische Wasserkraftwerk Papiermühle, seit 2009 engagieren sie sich für Solar- und Windenergie und seit 2013 erhalten Privatkunden 100 % Ökostrom. Stromtankstellen im Parkhaus fördern die Elektromobilität. Eine wichtige Aufgabe stellt auch die Modernisierung der Netze dar. 2004 bauen die Stadtwerke die letzten 400 Meter Oberleitung im Ortsnetz der Kernstadt Stockach ab. Mit der Übernahme der Ortsnetze in den Ortsteilen zum 01.01.2020 startet dieser Prozess erneut. Große Teile der Leitungen verlaufen hier noch überirdisch.
Stockach als Knotenpunkt der Versorgung des Badenwerks
Die Betriebsverwaltung Bodensee des Badenwerks war für große Teile des badischen Bodenseegebiets zuständig. Mitte der 1980er-Jahre wurden vom Stockacher Umspannwerk, wohin mittlerweile eine 220.000-Volt-Leitung führte, über 90 Gemeinden mit insgesamt 460 Millionen kWh Strom jährlich versorgt. Insgesamt 136 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen betreuten 700 km Freileitungen und 250 km Erdkabel. Eine Hauptaufgabe stellten Erhalt und Pflege des Stromnetzes sowie der Austausch von Freileitungen durch Erdkabel dar. Nachdem 1997 das Badenwerk mit der Energie-Versorgung Schwaben zur EnBW fusionierte, wurde 1999 die Betriebsdirektion Stockach aufgelöst und die Mitarbeiter*innen an andere Standorte versetzt.
Aus- und Umbau der Ortsnetze
Seit den 1950er Jahren war die Stromversorgung vollends in den Haushalten angekommen. Elektrische Geräte wurden zum Standard. Die Elektrokonzerne priesen Hausfrauen die Vorzüge von Staubsaugern, Waschmaschinen und Kühlschränken an. Männer sollten für elektrische Rasierer und Fernseher gewonnen werden. Der steigende Stromverbrauch erforderte eine bessere Infrastruktur. In Stockach waren dafür die Stadtwerke verantwortlich, die durch Zusammenschluss von E-Werk, Gaswerk und Wasserwerk entstanden. Laufend wurden neue Transformatorenstationen gebaut und Freileitungen durch leistungsfähigere Erdkabel ersetzt. So konnten zumindest in der Stockacher Kernstadt die Dachständer auf den Häusern abmontiert werden.
Strommangel nach dem Krieg
Mit dem Energiewirtschaftsgesetz von 1935 legten die Nationalsozialisten die Grundlagen für die bis in die 1990er-Jahre anhaltenden Energiemonopole. Nach und nach gingen die Ortsnetze kleinerer Gemeinden in den Betrieb des Badenwerks über. Nach dem Krieg war das Hochspannungsnetz in Deutschland zerstört, auch in Stockach herrschte Strommangel. Minutiös listen die Akten des Stadtarchivs die Einschränkungsmaßnahmen auch in kleineren Gemeinden wie Hoppetenzell auf. Endgültige Versorgungssicherheit für die Region konnte 1956 mit dem Bau einer 110.000 Volt Hochspannungsleitung sowie der Umspannstation an der Ludwigshafener Straße erreicht werden.
Populäre Energie
Bereits Mitte der 20er-Jahre genügte das Stockacher Stromnetz nicht mehr. 1924 wurden statt der ursprünglich kalkulierten 36.000 Kilowattstunden jährlich bereits 75.000 kWh verbraucht. Immer häufiger kam es zu Spannungsabfällen. Bei der Stadt häuften sich die Beschwerden über flackerndes Licht und mangelnde Leistung für elektrische Kraft. Ein Gutachten des Badenwerks empfahl der Stadt den Bau einer zweiten Transformatorenstation nahe der Industrieansiedlung am Bahnhof sowie die Auswechslung der Stromleitungen des Ortsnetzes. Beides wurde bis 1930 umgesetzt und auch kleinere Gemeinden wie Espasingen ertüchtigten ihr Stromnetz und führten Tarife ein. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, dass elektrische Energie auch im Haushalt eingesetzt werden konnte. Mit großem Erfolg: Bis 1936 stieg der jährliche Verbrauch in Stockach allein auf 190.000 kWh.
Elektromotoren für Industrie und Landwirtschaft
Bereits vor 1920 hatten fünf Firmen in Stockach eigene Kraftwerke betrieben, darunter die Textilfabrik Schießer und die Eisengießerei Fahr. Diese Großfirmen wurden nun direkt an das Stromnetz angeschlossen. Die Versorgung von kleineren Firmen übernahm die Stadt. Sie kaufte den Strom für 20 Pfennig pro Kilowattstunde beim Laufenburger Kraftwerk ein und verkaufte diesen für 80 Pfennig (pro KWh) für Licht und 40 Pfennig für Kraft. Mit Kraft sind elektrische Motoren für Landwirtschaft und Gewerbe gemeint. Bereits vor dem Anschluss hatten die Gemeinden abgefragt, wer dafür Storm beziehen wollte, doch in Stockach stellten viele erst 1921/22 auf elektrische Energie um. Die wirtschaftliche Lage nach dem Ersten Weltkrieg war zu schlecht. In bäuerlich geprägten Landgemeinden wie Espasingen boomte dagegen der Elektromotor schon von Beginn an. Die Bauern setzten den Elektromotor zum Dreschen, für Jauchepumpen oder Futterhäcksler ein.
Das Badenwerk in Stockach
1921 gründete das Land Baden das Badenwerk als landeseigenen Betrieb. Stockach wurde zum regionalen Zentrum für die Versorgung der Bodenseeregion. Der erste Trafo, stand neben dem ehemaligen Bezirkskommando, dem späteren Josefsheim. Dort wurde der Strom von 45.000 Volt auf 15.000 Volt für das Ortsnetz umgewandelt. 1932 öffnete das Badenwerk das neue Verwaltungsgebäude an der Ludwigshafener Straße. In unmittelbarer Nähe entstanden auch Betriebswohnungen für die stetig steigende Zahl an Mitarbeitern.
Kontakt
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Der Strom kommt
Bis der Strom fließen konnte, mussten die betroffenen Gemeinden zwischen Singen und Stockach (darunter auch Espasingen und Wahlwies) ihre Ortsnetze in Eigenregie erstellen. Dies kostete erhebliche Gelder, aber keine Gemeinde wollte zurückstehen. Selbst das kleine Airach beauftragte eine Firma mit dem Bau von Trafostation und Ortsnetz. Anfang des Jahres 1920 waren die Hochspannungsleitungen fertig, jetzt fehlten nur noch die Ortsnetze. In Wahlwies floss der Strom bereits am 25. Juni 1920 und in Stockach wurde der elektrische Strom am 8. Juli 1920 mit Böllerschüssen begrüßt. In Airach dauerte es dagegen länger. Die Installationsfirma beschwerte sich im August 1920, dass die dortige Bevölkerung dem Monteur kein Essen verkaufen wollte. Die Stromversorgung in den nördlich von Stockach gelegenen Gemeinden gelang erst in einem weiteren Ausbauschritt Anfang der ab 1921 als der badische Staat eine 45.000 Volt-Leitung von Eglisau in der Schweiz nach Stockach verlegen ließ.
Pläne für die Elektrifizierung
Erste Überlegungen zum Anschluss an das Elektrizitätsnetz gab es bereits um 1910. Bald bildeten die interessierten Gemeinden im Bezirk Stockach einen Strombezugsverband, der mit unterschiedlichen Kraftwerken verhandelte. Neben dem Kraftwerk Laufenburg am Hochrhein waren dies der Kanton Schaffhausen und das E-Werk Tuttlingen. Einen möglichen Abschluss mit den oberschwäbischen Elektrizitätswerken verhinderte 1913 der badische Staat. Die weit gediehenen Verhandlungen mit Laufenburg fanden durch den Ersten Weltkrieg ein rasches Ende. Aufgrund des Petroleummangels bemühten sich die Gemeinden bereits ab 1917 wieder um Gespräche. 1919 erklärte sich das Kraftwerk Laufenburg bereit, eine Leitung nach Stockach zu bauen, wenn sich die Gemeinden finanziell an der Erstellung des Netzes beteiligen. Einstimmig stimmte der Stockacher Bürgerausschuss am 27. März 1919 dem Vertrag mit Laufenburg zu.
Private E-Werke als Pioniere der Elektrizität
Schon 1883 begann der Besitzer der ehemaligen Schlossmühle in Engen mit der Herstellung von Energie aus Wasserkraft. 1896 baute die Überlinger Bürgerin Bertha Kupferschmid ein Dampfkraftlelektrizitätswerk für die dortige Stadt und ein Jahr später das Pfullendorfer Spital. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden – meist durch private Initiative – kleinere Kraftwerke. So auch in Espasingen, wo die gräflich Bodmansche Familie ein bis heute bestehendes Elektrizitätswerk einrichtete. Das mit Wasserkraft betriebene Espasinger E-Werk lieferte nicht nur Strom für die Kühlanlagen der Brauerei, sondern versorgte auch Espasingen und Bodman mit einer elektrischen Straßenbeleuchtung und belieferte ausgewählte Bürger mit Strom für elektrische Motoren. als P
Es werde Licht
1884 führte Triberg im Schwarzwald als erste Stadt in Deutschland die elektrische Straßenbeleuchtung ein. Selbst die berühmten Triberger Wasserfälle wurden mit Bogenleuchten angestrahlt und bald auch Privathäuser elektrisch erleuchtet. In Stockach wurde erst 1904 eine städtische Gasanstalt eingerichtet und in den Straßen Gasglühlaternen eingeführt. Diese konnten zwar die Nacht zum Tag machen, aber waren nicht annähernd so praktisch wie elektrisches Licht. In Innenräumen waren Gaslampen sogar gefährlich. 1881 starben bei einer Gasexplosion und dem anschließenden Brand im Wiener Ringtheater mindestens 384 Menschen. In Innenräumen wurde deshalb häufig Petroleum verwendet. Als dieses im ersten Weltkrieg knapp wurde, wurde die Sehnsucht nach elektrischer Beleuchtung umso größer.
Mächtiger Schwachstrom – Telegrafie und Telefonie
Lange bevor die Stadt an das Stromnetz angeschlossen wurde, kam man in Stockach schon mit Elektrizität in Verbindung. Seit der Erfindung des Schreibtelegrafen durch Samuel Morse 1844, setzte sich die elektrische Telegraphie weltweit schnell durch. Telegrafie ist eine Schwachstromtechnik, die Signale werden über 30-Volt-Leitungen von Ort zu Ort übertragen. Schon 1857 wurde Stockach an das Telegrafennetz angeschlossen. Die alte Postkutschenstation behielt ihre Zentralität auch im Zeitalter der Telegrafie. Bereits 1870 gab es Telegrafenlinien Richtung Meßkirch, Radolfzell und Friedrichshafen sowie schnellere Direktverbindungen nach Schaffhausen, Radolfzell und Singen. 1878 setzte sich mit dem Telefon die nächste Erfindung durch. Bereits um 1880 dürften die Stockacher Telegrafenleitungen auch für den „Fernsprecher“ genutzt worden sein, zunächst nur auf dem Postamt, später auch in einzelnen Haushalten.
Hegaublicke
Nicht nur der Bodensee faszinierte die Maler. Auch der Hegau mit seiner Vulkanlandschaft wurde immer wieder auf Leinwand festgehalten. In der Ausstellung „Stadt, Land, See" ist ein Hegaubild des Ludwigshafener Malers Werner Mollweide zu sehen. Auf dem Bild ist in dem für Mollweide typischen (hyper-)realistischen Stil links der Hohenstoffeln mit seinen zwei Gipfeln zu erkennen, weiter rechts erhebt sich der Hohenhewen. Während die Berge jedoch im Dunst zu verschwinden scheinen, hat Mollweide seine unmittelbare Umgebung und insbesondere die einzelnen Tannen in größtem Detail und in unterschiedlichen Grüntönen gemalt.
Einen ganz anderen Zugang zum Hegau wählt ein anderes Gemälde der Ausstellung. Hier sehen wir den Hegau – vom Heimatdichter Ludwig von Finckh als "des Herrgotts Kegelspiel" bezeichnet – expressionistisch und in herbstlichen Farben verfremdet. Wieder ist links der Hohenstoffeln zu erkennen, doch um welche Hegauvulkane handelt es sich bei den anderen Bergen: Hohenkrähen oder doch Hohentwiel? Wir freuen uns über Hinweise, welche Berge der Maler abgebildet hat und wo er gestanden haben könnte. À pro pos Maler: Das Bild ist signiert, doch der Maler uns unbekannt. Wer verbirgt sich hinter der Signatur, die möglicherweise mit "Baur 63" aufzulösen ist? Weiß es jemand? Wir freuen uns über Hinweise!
Stockach mal ganz anders
In Rolf Tillmanns Aquarell recken sich Hochhäuser zum Himmel, Brücken, Häuser und Schornsteine stehen dicht gedrängt nebeneinander. Wer genau hinschaut, sieht, dass der Maler dabei an Stockach und nicht an Monaco oder New York dachte. Unten im Bild ist ein an das Stockacher Rathaus erinnerndes Gebäude zu sehen. Rechts daneben sitzt der Narr Hans Kuony und scheint vor einem großstädtisch verbauten Stockach zu warnen. Übrigens stellte Rolf Tillmann das mahnende Aquarell mit dem Titel „Realitäten“ bereits 1984 im Stockacher Rathaus aus. Vielleicht hat es geholfen, Stockach hat sich doch ein wenig anders entwickelt.
Stimmungsvoller Bodensee
Wenn man diese Bilder sieht, glaubt man fast man wäre am Bodensee. Man sieht, wie sich das Schilf im Wind wiegt und sich das Wasser des Sees kräuselt. Man meint sogar fast die Wellen zu hören und die Sonne zu spüren. In der Ferne können wir auf einem der Bilder sogar die Alpen entdecken. Werner Mollweide liebte diese stimmungsvollen Seeansichten. Dass beide Mollweidebilder heute im Stadtmuseum hängen, ist übrigens der Großzügigkeit von Privatpersonen zu verdanken. Ein mittlerweile verstorbener Stockacher und eine ehemalige Stockacherin überließen diese Gemälde dem Stadtmuseum als Schenkung.
Auch den Stockacher Fotograf Gustav Hotz zog es oft an den See. Ihm gelangen mit ganz ähnlicher Perspektive wie Mollweide und dem geübten Auge des Fotografen nicht weniger stimmungsvolle See- und Schilfbilder. Aber sehen Sie selbst und begeben Sie sich gedanklich ans Seeufer.
Frühling in der Stadt
Gustav Rockholtz wurde durch seine Kunst nicht reich, sondern kämpfte jeden Tag, davon leben können. Um etwas Geld zu verdienen und sich und seine Familie zu ernähren, malte er Stockacher Häuser und Straßenzüge und verkaufte diese an die Stockacherinnen und Stockacher. Fast alle Motive stellte Rockholtz mehrfach her. Besonders beliebte Motive wie St. Oswald mit dem Zwiebelturm über 15 Mal. Manche Ansichten malte Rockholtz auch zu verschiedenen Jahreszeiten. Zwei kleinformatige Bilder aus der Sammlung des Stadtmuseums zeigen Stockach im Frühling. Beim oben abgebildeten Gemälde steht der Maler am Stadtwall und blickt über blühende Kirschbäume hinweg auf die Altstadt. Beim unteren Bild steht der Maler an der Dillstraße, etwa beim heutigen Gymnasium. Wieder ist hinter blühenden Bäumen die Altstadt zu erkennen. Das „Loch“ zwischen den zwei Häusern gibt es noch heute. Von hier führt heute die kleine Treppe von der Kaufhausstraße in Richtung Württembergerhofweg.
Frühling am See
Werner Mollweide konnte nicht nur Winter. Er malte alle Jahreszeiten am See. Dazu gehörte natürlich auch der Frühling, wie dieses stimmungsvolle Bild eindrücklich zeigt. Die hoch über dem See bei Sipplingen gelegenen Wiesen sind saftig grün. Zwei Kirschbäume stehen in voller Blüte. Im Hintergrund scheint der grüne Bodanrück durch den Dunst. Mollweide hat in diesem wohl in den 1930er-Jahren entstandenen Bild nicht nur die Farben spielen lassen, er trägt diese an bestimmten Stellen auch besonders dick (in der Fachsprache „pastos“) auf, sodass bestimmte Teile, wie die Kirschblüten leicht reliefartig aus dem Bild hervorstechen.
Winter am See
Während draußen der Frühling vor der Tür steht, widmet sich dieser Beitrag nochmal dem Winter am See. Wie unterschiedlich ein Wintertag am See sein kann, zeigen zwei Bilder von Werner Mollweide. Im linken Bild zeigt sich das Seeende tief verschneit, doch die Sonne scheint: Die Bäume werfen ihre Schatten und am gegenüberliegenden Ufer werden Bodman und die Ruine hoch auf dem Berg in helles Licht getaucht. Ein schöner Tag für einen Winterspaziergang! Ganz anders im rechten Bild. Grau und düster präsentiert sich der Bodensee, wolkenverhangen und im Dunst das gegenüberliegende Ufer. Man meint die nasskalte Atmosphäre fast zu spüren – an diesem Tag will man lieber drinnen bleiben.
Beide Bilder zeigen, wie Werner Mollweide arbeitete. Sein beinahe hyperrealistisch anmutender Malstil sollte Natur und Stimmung einfangen und die Besonderheit der Landschaft am Seeende deutlich machen. In Ludwigshafen hatte der aus Straßburg stammende Maler eine neue Heimat gefunden. Zeitlebens hielt er die Landschaft in unmittelbarer Umgebung seines Wohnorts in unzähligen Bildern fest. Dem engagierten Naturschützer ging es um die unverfälschte Wiedergabe der von ihm geliebten Natur. Er malte blühende Obstbäume, sich im Wind wiegendes Schilf und im Wasser des Sees spiegelnde Landschaften. Mollweide war aber auch ein Tüftler. Er entwickelte eigene Ölfarben, ließ sich einen eigenen "Mollweide-Malgrund", eine Art Hartplatte, patentieren und produzierte sogar Parfüm und Haarwasser.
Als der See zugefroren war - die „Seegfrörnen“ von 1830 und 1963
Seegfrörnen sind ein Jahrhundertereignis, wenn das in Zeiten des Klimawandels noch reicht. Die ersten bildlichen Zeugnisse von einer Seegfrörne stammen von 1830. In diesem Jahr war es bereits seit November 1829 konstant kalt gewesen, sodass der See ab dem 30. Januar 1830 zufror. Ab dem 3. Februar war der See begehbar. Der Konstanzer Maler Nikolaus Hug dokumentierte den zugefrorenen See in einem kolorierten Kuperstich. In großer Detailverliebtheit hat er das Geschehen am Konstanzer Hafen festgehalten: Offenbar bestand entlang des Seerheins eine kleine eisfreie Fläche , der Rest vom See aber war für Fußgänger begehbar. Ausgehend von Konstanz strömten Tausende auf provisorisch angelegten Fußegen über den See nach Meersburg, Arbon oder sogar bis Lindau. Hugs Bild zeigt uns aber nicht nur die Spaziergänger, wir können auch Schlittschuhfahrer, dick eingemummte Spaziergänger, schlittenfahrende Kinder und spielende Hunde entdecken.
Wo monatlich rund 800 Kühe verkauft wurden – der Stockacher Viehmarkt
Der Stockacher Viehmarkt lag rechts der Zoznegger Straße, wo die Straße „Am Bildstock“ abzweigt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden hier an den monatlichen Markttagen jeweils ca. 800 Tiere verkauft, ein größerer Teil auch über die Region hinaus. So wurden am 3. Juli 1890 allein 345 Rinder und Ochsen in 24 Eisenbahnwagons verfrachtet, von denen jeweils ein Wagon nach Altshausen, Bretten, Donaueschingen, Emmendingen, Grießen, Immendingen, Meßkirch, Öhringen, Radolfzell und Würzburg gingen, je zwei nach Sigmaringen und Gottmadingen, vier über Konstanz in die Schweiz und sechs nach Horb. Die meisten Viehhändler waren Juden und kauften den hiesigen Bauern das Vieh ab.
Das Geschehen auf dem Stockacher Viehmarkt hat der Maler Ernst Würtenberger (1868-1934) festgehalten. Der in Steißlingen geborene Würtenberger war oft bei seinen Schwiegereltern auf dem Braunenberger Hof bei Windegg zu Gast und kannte deshalb den Stockacher Viehmarkt. Auf dem im Stadtmuseum Stockach befindlichen Gemälde sieht man rechts den jüdischen Viehhändler, der mit dem links stehenden Bauern den Preis aushandelt und ihm zur Besiegelung des Geschäfts die Hand entgegenstreckt. In einem der beiden Bauern verewigte Würtenberger den Wirt der Bahnhofsgaststätte Lohr, Bernhard Lohr. Überhaupt war Würtenberger vom Viehmarkt fasziniert. Es sind noch zwei sehr ähnliche Varianten des Gemäldes bekannt, die heute in Karlsruhe und Zürich verwahrt werden sowie eine andere Viehmarktszene. Für sein Gemälde "Der Kuhhandel" erhielt Würtenberger auf der großen Kunstausstellung in München 1909 sogar die Goldene Medaille.
Funkelnd sprühendes Eisen – Werner Mollweide malt die Eisengießerei Fahr
Die Funken sprühen wie Sterne, den Arbeitern ist ihre Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Werner Mollweide, sonst für stimmungsvolle Bodenseeansichten bekannt, hat in diesem Bild die harte Arbeit in der Stockacher Eisengießerei Fahr verewigt. Wie bei seinen Landschaftsbildern geht es ihm aber auch hier darum, möglichst eindrücklich die Realität abzubilden. Durch die Rot- und Brauntöne kann man sich die in der Gießerei herrschende Hitze vorstellen, auf dem Gesicht des zentral stehenden Arbeiters scheint sogar der Schweiß deutlich zu werden.
Bis zur Schließung der Eisengießerei Ende der 1980er-Jahre waren viele Stockacher bei Fahr beschäftigt. Das gezeigte Bild hing lange im Haus eines Stockacher Fahrmitarbeiters. Mollweide hat aber nicht nur die Arbeit der „Fahrianer“ festgehalten, sondern die Eisengießerei auch in mehreren seiner Stockacher Stadtansichten verewigt. Im zweiten Bild blickt der Maler vom Nellenburger Hang über die Eisengießerei (heute Firma Rival am Bahnhof) in Richtung Krankenhaus und Stockacher Innenstadt.
Ein Häuserwimmelbild aus dem 19. Jahrhundert
Auf den Stadtansichten von Johann Martin Morat ist jedes Haus genau zu erkennen. Unter einem kaum durch Wolken gestörten blauen Himmel präsentiert Morat die in idyllischer Natur gelegene Stadt Stockach. Das Stockacher Bild ist nicht seine einzige Ortsansicht. Der aus Stühlingen stammende Morat malte über 70 Orts- Detailansichten vom Kaiserstuhl bis zum Bodensee. Eine große Ausstellung im Freiburger Augustinermuseum hat diese im letzten Jahr unter dem Titel „Blauer Himmel über Baden“ gezeigt. Viele weitere Bilder kann man bei den städtischen Museen Freiburg online einsehen. Jede Ortsansicht stellte Morat (1805–1867) mehrfach her und verkaufte diese an interessierte Bewohner der jeweiligen Orte. Er pauste die Grundstruktur ab oder vervielfältigte sie durch einen Druck und kolorierte die Bilder danach bis ins letzte Detail von Hand.
Der Maler blickt von einer Anhöhe beim Osterholz auf die Stadt. Rechts neben dem Kirchturm ist der Salmannsweiler Hof zu erkennen, Richtung Norden sieht man die in die Stadtmauer gebauten Häuser, deren Fenster erst nachträglich ausgebrochen wurden. Im Vergleich zum 18. Jahrhundert war die Stadt über die Stadtmauern angewachsen, im Norden entlang der heutigen Zoznegger Straße, im Süden sind die schon länger bestehende Aachen sowie die Leprosenvorstadt zu sehen. Das Bild muss zwischen 1830 und 1844 entstanden sein, denn das 1830 abgerissene obere Tor stand bereits nicht mehr, während der 1843 gebaute Stadtwall noch nicht abgebildet wurde.